Dicken Ärzten vertraut man nicht….

Genießen dicke Ärzte weniger Vertrauen bei Patienten?

Von Jan Oliver Löfken 5. Januar 2003, 00:00 Uhr

Furcht vor Fett: Ratschläge von Medizinern mit zu vielen Pfunden werden weniger angenommen

„Auch über das Vertrauensverhältnis bei europäischen oder gar deutschen Ärzten kann diese kleine Studie natürlich nichts aussagen“, so Hash. Dicke, deutsche Ärzte müssen also noch nicht offiziell um ihre Glaubwürdigkeit bangen.

Endlose Wartezeiten, Abfertigung im Drei-Minuten-Takt oder Schummel beim Zahnersatz. Es gibt viele Gründe, die das Patientenvertrauen gegenüber dem Arzt schwinden lassen. Amerikanische Wissenschaftler glauben jetzt eine weitere, ungewöhnliche Ursache ausgemacht zu haben: Je dicker ein Arzt, desto weniger vertrauen ihm seine Patienten. Die Forscher befragten über 200 Patienten danach, wie ernst sie die Gesundheitsratschläge ihrer Hausärzte nehmen. So kommen dünne Ärzte mit ihren medizinischen Weisungen deutlich besser bei den Patienten an als ihre übergewichtigen Kollegen.

An der Studie, die die Forscher im Fachblatt „Preventive Medicine“ veröffentlichten, beteiligten sich zwei übergewichtige Ärzte, die jeweils über zwei Zentner auf die Waage bringen (Body-Mass-Index: 51 und 57), zwei schlanke Ärztinnen (BMI: 31,33) und ein dünner Arzt (BMI: 31), alle mit jeweils vergleichbarer fachlicher Qualifikation. Ein Einfluss durch das Geschlecht der Ärzte konnte nicht festgestellt werden.

„Mit dieser Studie wollten wir untersuchen, wie Patienten generelle Gesundheitstipps und speziell Hinweise für eine Gewichtskontrolle aufnehmen, je nachdem, ob sie die Ratschläge von einem übergewichtigen oder einem schlanken Arzt erhalten“, schreiben Robert Hash von der Mercer University School of Medicine im US-Bundesstaat Georgia und seine Kollegen. „Da ich an der guten Ausbildung junger Ärzte interessiert bin, wollte ich auch überprüfen, ob deren persönliches Essverhalten in Verbindung zu einem Erfolg in ihrem späteren Beruf steht“, so Hash.

Trotz der statistisch geringen Grundlage von 226 befragten Patienten sei es signifikant, dass die medizinischen Ratschläge, ausgesprochen von schlanken Hausärzten, von den Patienten eher angenommen würden, berichten die Forscher. Besonders Hinweise auf eine gesündere Ernährung ohne Hamburger, Pommes und Coca-Cola wurden von schlanken Ärzten eher akzeptiert. Hier liegt es auf der Hand, dass ein dicker Arzt ein wenig glaubwürdiges Vorbild für seine vollleibigen Patienten darstellt. Doch zur Überraschung der Wissenschaftler nahmen die Patienten auch Hinweise zu anderen konkreten Krankheiten oder Behandlungen weniger ernst, wenn diese von dem allzu wohl genährten Onkel Doktor gegeben wurden.

Bevor sich nun aber füllige Ärzte im Sinne ihrer Glaubwürdigkeit rigorose Diäten auferlegen oder auf Fitness-Farmen eilen, sollte auf die regionale Ausrichtung der Studie auf den US-Staat Georgia hingewiesen werden. „Denn Georgia zeigt eine starke Verbreitung von Übergewichtigen und eine hohe Zuwachsrate von Fettsucht“, beschreiben die Wissenschaftler ihre Motivation, die Daten für ihre Studie gerade hier zu erheben. Ob die Ergebnisse bei einer größeren Befragung auch in anderen Regionen gelten, können sie nicht sagen. „Interessant wäre eine vergleichende Studie mit Bundesstaaten, in denen weit weniger Menschen unter Übergewicht leiden, wie etwa Kalifornien“, sagt Hash. „Doch obwohl die Resonanz auf unsere Ergebnisse sehr groß ist, habe ich im Augenblick weder die Mittel noch die Zeit, eine solche Studie zu unternehmen.“

Tjaja, da hätten wir mal wieder das Vertrauensdilemma….

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